Veröffentlicht am: 8. May 2024
Emma-Josephine und Julian sind in diesem Jahr für den Deutschen Generationenfilmpreis bzw. Deutschen Jugendfilmpreis nominiert. Ob ihre Filme einen Preis gewinnen werden? Das erfahren die beiden bei der großen Preisverleihung auf dem Bundes.Festival.Film. am 8. Juni. Wir haben vorab mit ihnen gesprochen und sie gefragt, wie sich eine Nominierung anfühlt und wie ihre Filme entstanden sind.
Julian, du warst bereits im vergangenen Jahr für den Deutschen Jugendfilmpreis nominiert und hast den Hauptpreis abgeräumt. Wie fühlt es sich an, dass du jetzt wieder die Chance auf eine Auszeichnung hast?
Es fühlt sich mega gut an, wieder nominiert zu sein. Das ist eine riesige Bestätigung für die viele Arbeit, die man sich gemacht hat, auch, wenn man vielleicht nichts gewinnt. Die Chance auf eine Auszeichnung ist aber natürlich super!
Wie auch im letzten Jahr erweckst du statische Figuren zum Leben: damals Playmobilmännchen, diesmal einen selbst gebastelten kleinen Roboter in deinem Film "K.I.". Wie schätzt du dich selbst ein? Konntest du deine Erfahrungen vom letzten Jahr mit in dein neues Projekt nehmen? Oder hast du von Null angefangen?
Letztes Jahr habe ich die Playmobil Männchen mit der Stop Motion Technik animiert. Beim Roboter bin ich anders vorgegangen. Zunächst musste ich den Roboter aus Karton auf den Computer bekommen. Dafür hab ich ihn in Blender nachmodelliert und mit Fotos vom echten Roboter texturiert. Nun konnte ich den Roboter animieren und in echtes Videomaterial hineinsetzen.Der ganze Prozess war sehr verschieden und viel aufwändiger als letztes Jahr. Zum Glück hatte ich aber schon etwas Erfahrung mit 3d und für K.I. musste ich nur noch wenige Dinge dazulernen.
Selbst schätze ich mich ganz gut ein, aber es gibt natürlich noch sehr viel Luft nach oben. Dank YouTube Tutorials und Co. kann man sich aber sehr gut weiterbilden!
Im Film geht’s um Künstliche Intelligenz, ihre Stärken und Schwächen. Wie sehr spielt KI in deinem eigenen Leben eine Rolle? Und wo siehst du Pro und Contra?
Künstliche Intelligenz spielt in meinem Alltag eine immer größere Rolle. ChatGPT zum Beispiel ist ein super Assistent und in der Video- und Fotobearbeitung ist KI auch sehr wichtig geworden. Künstliche Intelligenz kann einem unglaublich viel Arbeit ersparen und ist einfach praktisch. Aber es gibt auch sehr viele Nachteile. Text- und Bildgenerationen sind nicht immer perfekt oder enthalten oft Falschinformationen. Manchmal kann man auch KI Generiertes gar nicht von Echtem unterscheiden. Deshalb finde ich es wichtig, immer skeptisch zu sein, was ich auch mit meinem Film ausdrücken möchte.
Wir sehen uns ja dann im Juni beim Bundes.Festival.Film.: Worauf freust du dich am meisten?
Das Bundes.Festival.Film war eine wunderschöne Zeit letztes Jahr. Ich konnte mich mit anderen Filmemachenden austauschen, viele Kontakte knüpfen und natürlich tolle Filme schauen! Deshalb freue ich mich dieses Jahr umso mehr auf das Wochenende in Duisburg! Am meisten Spaß gemacht hat mir der Austausch mit den Anderen. Es ist spannend zu wissen, wie andere an ihre Filme herangegangen sind und es ist einfach toll, sich über alle möglichen Themen rund ums Filmemachen zu unterhalten.
Emma-Josephine, du schlüpfst bei deiner Produktion "Der letzte Brief" gleich in mehrere Rollen: von Produktion, über Drehbuch und Filmmusik bis zur Schauspielerin. Wie hast du das geschafft? Und mochtest du dabei etwas ganz besonders?
So formuliert klingt das irgendwie heldenhaft :)
Tatsächlich war es schlichtweg notwendig, weil wir eine so kleine Crew mit so großen Ideen waren. Natürlich hätten wir beispielsweise bei der Filmmusik einfach urheberrechtsfreie Musik nehmen können, aber wir wollten unbedingt individuelle musikalische Motive haben - also hab ich mir das Produzieren beigebracht. Geschafft habe ich das ganz klar durch zwei Faktoren: Meine wundervolles Team und ganz viel Motivation. Wir haben unseren Schlaf teilweise völlig geopfert, aber das war es wert :) Am liebsten mochte ich Drehbuch, Schauspiel und Filmmusik - die Produktionsleitung würde ich nächstes Mal vermutlich in andere Hände geben.
Im Film wird Protagonistin Zoe vom Geist ihrer toten Großmutter auserwählt, um einen wichtigen Brief zu einer Freundin nach Frankfurt zu bringen. Wir dürfen Zoe, gespielt von dir, auf ihrer Reise begleiten. Steckt etwas von dir auch in Zoe? Oder jetzt auch andersrum?
Vermutlich ist es unausweichlich, dass eine Figur, die sowohl von mir geschrieben als auch gespielt wurde, etwas von mir hat. Und von Lotti, mit der ich bis tief in die Nacht Moodboards, Stammbäume und Beziehungskarten gestaltet habe. Zoe steckt, genau wie ich, in dieser Diskrepanz zwischen Dorf und Stadt, Tradition und Innovation, Freiheit und Sicherheit. Das wollte ich ihr unbedingt mitgeben, was auch total geholfen hat, diesen Generationenkonflikt herauszuarbeiten. Am Ende des Films habe ich dann gemerkt, dass ich tatsächlich etwas von Zoe mitnehmen will, nämlich ihre Neugier und das (zunehmend) offene Ohr für ihre Großmutter.
Der Film beschäftigt sich mit dem Gespräch zwischen den Generationen, indem er Zoe und ihre tote Großmutter in einen Dialog treten lässt. Ein Thema dabei ist „Liebe für alle“. Warum ist das deiner Ansicht nach ein Thema zwischen den Generationen, über das geredet werden muss? (Ohne zu viel zu spoilern: Das Thema betrifft ja im Film beide Generationen)
Da ich selbst aus einer sehr traditionell christlichen Familie komme, wurde ich mit dem Gedanken erzogen, dass Homosexualität eine Sünde sei. Erst nach und nach habe ich realisiert, wie unglaublich falsch das ist. Auf meinem ersten CSD war ich dann so überwältigt davon, wie schön Liebe sein kann, wenn jeder sie fühlen und leben darf. Es muss darüber gesprochen werden - das ist der einzige Weg, es jedem verständlich zu machen. Unsere Großeltern sind mit ähnlichen Narrativen wie ich aufgewachsen und ich habe ja gemerkt, wie schwer es ist, sowas zu überdenken und aus diesen Gedankenstrukturen auszubrechen. Der Film ist ein Versuch, diesen Denkanstoß zu geben.
Wir sehen uns ja dann im Juni beim Bundes.Festival.Film.: Worauf freust du dich am meisten?
Auf alles! Paul, Lotti und ich waren noch nie auf einem Filmfestival und wir haben den ganzen Uni-Campus zusammengeschrien, als wir erfahren haben, dass unser erster Kurzfilm auf der großen Leinwand laufen wird. Auf den Moment freue ich mich am meisten. Aber ich bin auch extrem gespannt, die anderen Filmemacher:innen kennenzulernen und neue Motivation zu sammeln für zukünftige, hoffentlich größere Projekte :)
Danke für eure Antworten. Wir freuen uns auf den Austausch und eure Filme im Duisburger filmforum!
Fotos: Emma und Julian